Auf Spurensuche: Enkelin von Paula Spanier am 10. November zu Gast
Am Sonntag, den 9.11.2014, lernten die Schüler und Schülerinnen der Realschule Bünde-Nord, die die Gedenkfeier zur Pogromnacht vom 9./10.11. 1938 mitgestaltet hatte, Frau Halstaedt aus den USA kennen. Sie ist die Enkelin von Paula Wedel, geb. Spanier. Familie Spanier war eine angesehene jüdische Familie, deren Mitglieder bis zur Emigration oder Deportation in Bünde lebten.
Frau Halstaedt war spontan bereit, am nächsten Tag die RSBN zu besuchen, um einer Gruppe von Schülern der RSBN und des FvSGs etwas aus der Vergangenheit ihrer Familie zu erzählen.
Ihr Vater, Heinz Wedel, lebte als Junge bis 1933 in Bünde und zog dann mit der Mutter nach Berlin. Von dort aus gelang ihm die Flucht in die USA. Seine Mutter blieb in Berlin, wo sie sich 1942, kurz vor der anstehenden Deportation, das Leben nahm.
Da der Vater, der dann nach dem Krieg mit seiner Familie bis 1967 als US-Soldat in Süddeutschland lebte, nie über die eigene Vergangenheit sprechen wollte bzw. konnte, fing seine Tochter erst nach dem Tod ihres Vaters an, die Familiengeschichte zu erforschen.
Der erste Anhaltspunkt waren Fotos, die ihr Vater in einer Kiste aufbewahrt, den Kindern aber nie vorher gezeigt hatte. Die Suche wurde erschwert dadurch, dass auf den Bildern keine Namen oder Orte standen und es keine Angehörigen gab, die sie befragen konnte: Fast 50 Personen ihrer Vorfahren waren im Holocaust ermordet worden; nur wenige hatten überlebt -wie ihr Vater- und waren nun weltweit verstreut.
Ein Hinweis, den sie bekommen hatte, brachte sie nach Bünde: Die Netzwerkgruppe des Marktgymnasiums und weitere Bünder konnten ihr nun Informationen über ihre Familiengeschichte geben. So sagte sie auch: „Durch den Besuch in Bünde hat sich ein Kreis geschlossen – und ich weiß endlich, wer ich bin.“
Frau Halstaedt zeigte den Schülern alte Fotos, erzählte vom Schicksal ihrer Familie und von ihrem Leben jetzt, als Jüdin in den USA. Besonders berührt hat die Schüler, dass Frau Halstaedt trotz der viel besseren Lebensumstände jetzt oft noch Angst hat, ihren Glauben offen zu zeigen. Deshalb trägt sie ihre Kette mit dem Davidsstern immer versteckt.
Begleitet wurde Frau Halstaedt von Frau Höpker und Herrn Militzer; dem Schulleiter der RSBN, Herr von Otte, die beteiligte Lehrerin Frau Oldemeyer sowie Herr Sahrhage, Lehrer des FvSGs, der das Buch „Juden sind in dieser Stadt unerwünscht“ über die Geschichte der jüdischen Mitbürger Bündes herausgegeben hat.
Den Artikel haben geschrieben: Leonie Stallmann (10a), Sonja Gollmann und Laura Maier (10d) (OLD / BRO)