Prüfen. Rufen. Drücken!
Wie wichtig und lebensrettend es sein kann, im Notfall nicht wegzusehen, sondern beherzt einzugreifen, lernten Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs in einem Vortrag zur Wiederbelebung an der Realschule Bünde-Nord.
Niemand wünscht es sich und doch ist es tägliche Realität: Menschen verlieren das Bewusstsein, brechen unvermittelt zusammen und erleiden einen Herzstillstand. Zeugen eines solchen Szenarios sind entsetzt und häufig hilflos. Wer sich jemals als Beobachter in einer derartigen Situation befunden hat, weiß, wie machtlos man sich fühlen kann, weil man glaubt, nichts ausrichten zu können.
„Ihr könnt nichts falsch machen, nur alles richtig!“ betonte eindringlich der leitende Oberarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin im Lukas-Krankenhaus Bünde. Der als Narkosearzt und Notfallmediziner tätige Matthias Brand, der darüber hinaus Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Bünde ist, war eigens zum Einsatz in der Schule vom Lukas-Krankenhaus freigestellt worden, um, wie er betonte, jungen Menschen die Scheu vor Notfällen im Bereich Herzstillstand und Kreislaufversagen zu nehmen. Begleitet wurde er von der aus Bünde stammenden Studierenden Frau Heisel (Universität Marburg), die anschaulich und ermutigend vermittelte, dass jede Hilfe in den langen Minuten, bis der Notarzt eintrifft, lebensrettend sein kann.
Als erste wichtige Maßnahme gilt: Prüfen, ob die betroffene Person ansprechbar ist und Atmung festgestellt werden kann, wobei auch energisches Schlagen auf die Wangen, Kneifen in die Nase oder Stupser an der Schulter durchaus erlaubt sind. Die Frage der Klassenlehrerin, Frau Kahre, ob das nicht etwas grob sei, wurde vehement mit nein beantwortet. Nur so könne man feststellen, ob die Person das Bewusstsein verloren hat und dringend versorgt werden muss. Ist dies der Fall, muss sofort die 112 gewählt und um Hilfe gerufen werden.
Der dritte und entscheidende Teil ist das Drücken: Den Kopf des Betroffenen leicht nach hinten neigen, die eigenen Hände verschränken und mit gestreckten Armen kraftvoll und rhythmisch auf den Brustkorb drücken. Der Oldie „Staying alive“ von den Bee Gees (wer ihn denn kenne) so Herr Brand und Frau Heisel einhellig, sei hierfür ein besonders guter Rhythmus und sogar inhaltlich mehr als treffend. Sofern sich noch andere Menschen in der Nähe befänden, solle man sich ablösen lassen und um Unterstützung bitten.
„Die Vermittlung dieser Informationen ist mir eine Herzensangelegenheit“, so Brand. „Durch meine Arbeit in der Notfallmedizin erlebe ich täglich, wie tragische Folgen eines Herzstillstandes, wie z. B. körperliche und geistige Einschränkungen oder erhebliche Behinderungen, hätten vermieden werden können, wenn nur eine Person unerschrocken und entschieden gehandelt hätte.“
Die Schülerinnen und Schüler nahmen den Auftrag ernst. Sie versuchten sich an den mitgebrachten Dummys und mussten feststellen, dass lebensrettende Hilfe nicht nur Mut und Entschlossenheit braucht, sondern manchmal auch ausreichend Muskelkraft. „Doch auch leichtes Drücken ist besser als nichts und kann helfen, schlimmeren Schaden abzuwenden“, bekräftigten Herr Brand und Frau Heisel. „Ihr seid in einem solchen Fall die Lebensversicherung für einen Menschen.“
Ein interessanter und lebensnaher Vortrag für unsere Heranwachsenden.
Ein herzlicher Dank geht an Herrn Dr. Brand und Frau Heisel!
(Text: KAH/Fotos: Herr Brand/Gestaltung: MUL)