Talk am Mittag - Unsere 10er Schüler*Innen im realen Austausch über das Thema "Organspende"

Schüler des 10. Jahrgangs der Realschule Bünde-Nord erörterten mit ihren Gästen Auswege aus einem „ethischen Dilemma“: Sollte jeder Mensch Organe spenden?

Zu diesem Thema veranstaltete der 10er Sowikurs der Realschule Bünde-Nord im Forum der Gesamtschule Ennigloh einen Talk am Mittag. Eingeladen waren Marius Schäfer und Hubert Knicker, beide Transplantierte, die Herzinsuffizienz-Koordinatorin Daniela Röfe und Stefan Schwartze, Bundestagsabgeordneter für den Kreis Herford und die Stadt Bad Oeynhausen sowie Patientenbeauftragter der Bundesregierung. Zu Gast war auch Sven Kampeter, Kreisrotkreuzleiter Herford-Land.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte die Organisatorin der Veranstaltung, Frau Elke Schoenfelder, alle Gäste, stellte sie vor und führte in das Thema der Podiums-diskussion ein: „Organspende ist – basierend auf den eigenen Werten und Lebensumständen – ein sehr persönliches Thema. Es gibt keine einfachen Antworten.“ Der Sowi-Kurs hatte sich im Unterricht unter anderem mit der Frage beschäftigt: „Wie gehen wir als Gesellschaft mit den medizinischen Möglichkeiten um, die uns zur Verfügung stehen?“

Der  transplantierte  Talk-Gast  Marius  Schaefer  verdankt  dem  medizinischen Fortschritt sein Leben: Der 24-Jährige hat vor zwölf Jahren als erster Mensch in Deutschland eine Lebendlungenspende von seinen Eltern erhalten. Er engagiert sich bei der gemeinnützigen Organisation „Jungen Helden e. V., die sich mit dem Thema Organspende breitgefächert beschäftigt. Marius Schaefer erinnert sich noch gut an die Zeit nach der niederschmetternden Diagnose vor mehr als einem Jahrzehnt, als er sich mit dem Gedanken beschäftigen musste, ohne Organspende vielleicht das letzte Mal Weihnachten zu erleben: „Es war ein Auf und Ab."

Auch Hubert Knicker, der 2010 ein dringend benötigtes Spenderherz erhalten hat, gab an: „Mein jetziges Leben fühlt sich super an. Es ist ein verdammt  gutes  Leben,  auch wenn das alte nicht zurückkommt.“ Nachdem der 66-Jährige  zeitweise  mit  einem Kunstherz leben musste, seien heute wieder spontane Aktivitäten und Urlaube möglich.

Herzinsuffizienz-Koordinatorin Daniela Röfe, die im Herzzentrum Bad Oeynhausen Kunstherz-Patienten betreut, informierte auf Nachfrage der jugendlichen Moderatoren über verschiedene Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit eine Transplantation erfolgreich wird: „Unter anderem müssen Blutgruppe, Größe  und  Gewicht matchen’“, erklärte die jahrzehntelang erfahrene Fachkrankenschwester. Dabei hob sie hervor, dass es sich bei den Patienten auf der Warteliste um eine „absolut emotionale Ausnahmesituation“ handele.

Stefan Schwartze, Bundestagsabgeordneter für den Kreis Herford und die Stadt Bad Oeynhausen sowie Patientenbeauftragter der Bundesregierung, setzt sich für die Widerspruchsregelung   bei  der Organspende ein: „Es ist meine Aufgabe, in diesem Bereich für mehr Klarheit zu sorgen.“ Dabei betont er: „Es bleibt eine absolut freiwillige Entscheidung.“

Derzeit würden etwa 8.500 Menschen  in  Deutschland jährlich auf ein Spenderorgan warten: „Mit denen, die nicht auf die Liste kommen, sind es sogar 15.000“, so Schwartze. Auf die Frage der Schüler, was seiner Meinung nach die Zahl der Organspender beeinflusse,  meinte  Schwartze:  „Das sind oft banale Dinge.“ Negative Meldungen im Zusammenhang mit Organspenden würden zu „Reflexen“ führen, sich dagegen zu entscheiden. Er sagte: „Oftmals wird auch gar keine Entscheidung getroffen.“ In diesen Fällen müssten sich die Angehörigen Verstorbener mit der Entscheidung auseinandersetzen.  Der Aspekt der Freiwilligkeit sei essenziell.

Einigkeit  herrschte  unter den Teilnehmenden darüber, dass „Organspende Leben retten kann“.

Ein großer Dank geht an den 10er Sowi-Kurs und Frau Schoenfelder, die diese Veranstaltung durch ihren besonderen Einsatz möglich gemacht haben.

(Fotos: BRO/Text: angelehnt an Alexandra Stratmeier)