Schullandschaft: Angehörige der Realschule Nord machen ihrem Unmut Luft

Wir waren immer zu brav NW Bild 18.12.15

Sollte die Realschule Nord ihren Standort am Schulzentrum aufgeben müssen, sehen die Beteiligten - Kollegium, Eltern und Schüler - die Schule im Bestand gefährdet.

Schulleitung und Elternvertretung haben sich bislang mit öffentlichen Stellungnahmen zurückgehalten. Jetzt soll damit Schluss sein. Ihre Argumente, die Realschule dort zu belassen, wo sie ist, sind stichhaltig.

Ihnen zeigt sich die Bünder Schulpolitik zu oft allein mit dem Taschenrechner geplant. Ein Umzug in das jetzige Hauptschulgebäude würde nach ihren Worten ähnliche Kosten verursachen wie eine bauliche Lösung im Schulzentrum. In der Vergangenheit sei man, was schulfremde und schuleigene Forderungen für zusätzliche Räume betrifft, offensichtlich "zu brav und zu zurückhaltend" gewesen. "Sicher könnten auch wir hier Räume für differenzierten Unterricht gebrauchen", sagt Lehrerin Gisela Ebeling. Wegen der Abgabe von vier Räumen an das Gymnasium könne derzeit zum Beispiel kein Berufsorientierungsbüro für Schüler angeboten werden.

Das Raumproblem haben doch nicht wir, sondern andere.

Wegen fünf zusätzlicher Inklusionsplätze für Schüler mit besonderem Förderbedarf habe die Stadt gar nicht erst Kontakt mit der Realschule Nord aufgenommen, obwohl sie schon seit zwei Jahren Kinder inklusiv unterrichtet. Als Begründung habe die Stadt "paradoxerweise angegeben, dass man die Raumnot an der Realschule nicht noch vergrößern will. Das Raumproblem haben aber nicht wir, sondern andere", sagt Schulleiter Guido Broziewski-Blomenkamp.

"Wir wollen hier bleiben und plädieren eindeutig für Alternative 1 mit dem Neubau von Räumlichkeiten am Schulzentrum Nord", fasst Broziewski-Blomenkamp die Haltung von Kollegium, Eltern und Schülern zusammen. Die Schule genieße einen großen Rückhalt in der Bevölkerung, was die knapp 2.500 Unterschriften gegen eine Verlegung der Realschule Nord zeigen würden, die in Bünde innerhalb von einer Woche gesammelt worden sind.

Das Raumproblem am Schulzentrum Nord hänge ja nicht mit der Realschule zusammen, sondern vorwiegend mit der Einführung des Ganztagsunterrichts am nebenan liegenden Freiherr-vom-Stein-Gymnasium beziehungsweise dem politischen Beschluss dazu vor fünf Jahren, der den Platzbedarf forcierte. Damals schon sei es versäumt worden, für entsprechende räumliche Möglichkeiten zu sorgen - zu Lasten der Realschule.

Guido Broziewski-Blomenkamp und der 1. Konrektor Peter Werpup stellen sich dabei nicht nur die Frage, ob dieser momentane Raumbedarf angesichts allgemein sinkender Schülerzahlen künftig überhaupt noch bestehen wird, wenn ein Umzug sowieso erst in einigen Jahren realisierbar ist. "Uns würden die Schülerzahlen im Falle eines Umzugs wegbrechen", prognostiziert Broziewski-Blomenkamp.

Weitere Fragen werfe zudem noch die Eignung des Hauptschulgebäudes auf, dessen Raumkapazität ihrer Ansicht nach für eine dreizügige Realschule nicht ausreiche. Allein der Sportunterricht würde erhebliche Fahrtkosten verursachen, denn die Sporthalle am Südring bei der Hauptschule könne im Gegensatz zur Halle am Schulzentrum immer nur von einer Klasse genutzt werden. "Zeitgleicher Sportunterricht mehrerer Klassen wäre dort nicht möglich, weshalb Schulklassen zur Halle im Schulzentrum oder zur Sporthalle nach Spradow gefahren werden müssten", erklärt Peter Werpup. Allein das würde auf zehn Jahre gerechnet einen sechsstelligen Betrag ausmachen.

Die Alternative 1 (Verbleib am Schulzentrum Nord inklusive Schaffung zusätzlicher Räume) werde von einem Gutachter zwar als teuerste Variante bewertet. Ob aber eine Sanierung des Hauptschulgebäudes günstiger käme, wäre laut Peter Werpup abzuwarten, denn damit allein sei es nicht getan. "Auch dort müsste wegen fehlender Räume angebaut werden."

Von der Seite der Eltern betonen Judith Wichmann und Hermann Vormann die Tradition der Realschule Nord und die Verbundenheit der Eltern. "30 Prozent der passiven Fördervereinsmitglieder engagieren sich, obwohl sie schon seit 20 Jahren keine Kinder mehr an der Schule haben", so Hermann Vormann. Judith Wichmann fügt auch mit Blick auf die fast 2.500 Unterschriften an: "Wir sind doch die Bürger und die Eltern, die diese Schule wählen und wollen."

(Text und Bild GERALD DUNKEL - NW)