„Lernen macht glücklich“ - Humorvoll lockerer Vortrag für Eltern der RS-Nord

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Während zu Beginn ihrer Schulzeit noch 80% der Kinder Spaß am Lernen haben, sind es unter den 13-Jährigen nur noch 6%. Kinder machen negative Lernerfahrungen: zu viel Zeit am Schreibtisch, fehlende Konzentration, ausbleibende Lernerfolge, das unbewusste Arbeiten GEGEN das Gehirn statt MIT ihm. Einige Kinder sind immer mal wieder von der Schule frustriert.

Um diesen Trend entgegen zu wirken, fand der 90minütige Vortrag „Lernen macht glücklich“ der Akademie für Lernpädagogik in der Realschule Bünde-Nord statt, um Eltern zu erklären, wie ihre Kinder die natürliche Freude am Lernen zurückgewinnen können oder möglichst gar nicht erst verlieren. Die 4 Themen „Lerntechniken, Konzentration, Motivation und Selbstorganisation“ standen dabei im Vordergrund. Schulleiter Guido Broziewski Blomenkamp organsierte die Veranstaltung.

Als Referent war Pascal Rennen (Bildmitte) eingeladen: „Es geht u.a. darum, die richtigen Lerntechniken und -strategien einzusetzen. Sie helfen, strukturiert zu lernen und Informationen leichter abzurufen. So entstehen Automatismen und Routinen und es stellen sich Lernerfolge ein, die wiederum für die Ausschüttung von Glückshormonen sorgen“.

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Als Kleinkind, so blickte Rennen zurück, habe man spielerisch das Laufen oder Fahrradfahren erlernt. Aufgeben sei nie eine Option gewesen – auch, da ältere Geschwister oder die Eltern ein Vorbild gewesen seien. Der Rückhalt der Eltern ist entsprechend wichtig. Es helfe aber nicht, die Möglichkeiten des Kindes zu überschätzen und Druck aufzubauen. „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“

Teil seiner weiteren Ausführungen waren auch die vier Stufen des Lernens – von der unbewussten Inkompetenz hin zur unbewussten Kompetenz, die Rennen anschaulich am Beispiel des Fahrens eines Autos präsentierte. Stumpfes Auswendiglernen sei wenig zielführend, so Rennen. So schneide das Kind in der Klassenarbeit vielleicht mal gut ab, die Zusammenhänge habe es aber wahrscheinlich gar nicht begriffen.

Jedes Kind und jeder Mensch habe auch nur eine gewisse Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitsspanne. Bei Kindern wird diese grob mit Lebensjahren x 2 berechnet, d.h. ein 11-jähriges Kind kann ca. 22 Minuten aufmerksam sein und soll dann eine kurze Pause machen, also das Gehirn für 1 bis 2 Minuten wieder entspannen, ohne dabei allerdings völlig aus der reinen Lernsituation zu entweichen. "Toben“ ist also verboten! Dieses Prinzip würde auch in Klassenarbeiten dazu beitragen, Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden.

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Ein ablenkungsfreies Lernumfeld sei extrem wichtig. „Also kein Handy im Lernzimmer liegen haben, kein Lärm, keine Störungen“, so die klare Empfehlung von Rennen an die Eltern. Auch solle nach dem Lernen eine 20minütige Pause eingehalten werden. Diese Pause aber keinesfalls mit PC Spielen oder TV Schauen verbringen, denn die erarbeiteten Lerninhalte werden aufgrund der schnellen Bildwechsel am PC/TV durch das Gehirn praktisch wieder überschrieben und das Gelernte kann sich nicht setzen. Diese Art von Selbstorganisation müssen Eltern mit ihren Kindern erlernen.

Mit der Frage „Ist Belohnen das neue Bestrafen?“ leitete Rennen zum Thema Motivation über. Fast alle Eltern tun es: Zwei Euro für die gute Note, 20 Euro für ein gutes Zeugnis. Was kurzfristig gut funktioniert wird schnell zum Problem, denn Belohnungen materieller Art wirken sich in der Regel kontraproduktiv auf die Lernmotivation aus. Denn diese extrinsische Methode stützt nicht den intrinsischen Motivationsansatz, welcher durch die Lernerfolge selbst gepflegt wird. Nur diese so erzeugten Lernerfolge würden die wahren Glückshormone auslösen.

Also:

Tipp: Nie regelmäßig belohnen, sondern spontan.

Tipp: Nie mit materiellen Dingen (z.B. Geld) belohnen.

Tipp: Nie Noten oder Zeugnisse belohnen.

Tipp: Belohnungen immer nur für Anstrengungsbereitschaft und Lernfortschritte vergeben!

 

Einen HInweis hatte Herr Rennen dann noch für die Eltern von sogenannten "Lernchaoten" (SuS, die unorganisiert sind und mit möglichst geringstem schulischen Arbeitsaufwand möglichst viel Zeit für ihre Freizeithandlungen herausholen wollen): Diese Schülerinnen und Schüler brauchen eine klare Struktur in ihren Arbeitsheftern (Überschriften, Absätze, Rand, Seitenzahlen, Markierungen und Strukturierungen, Inhaltsverzeichnis). Dabei können Eltern gut helfen. Damit besitzen die "Lernchaoten" dann einen Ordnungsrahmen, der ihnen bei ihrer Selbstorganisation hilft und beim Lernen wiederum Zeit spart. Dieser Zeitgewinn (=Freizeit) stellt dann die eigentliche Belohnung für diesen Schülertypus dar.

 

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Dass die Kommunikationssprache von Eltern gegenüber ihren Pubertierenden, „bei denen der Verstand gerade umzieht“, sich ebenfalls massiv motivierend oder auch demotivierend auswirken kann, wurde durch den einfachen Satz „Super, Sophie! Bei den 10 Aufgaben hast du nur zwei Fehler gemacht“ deutlich. Denn statt die Fehler zu betonen, wäre die positivere Aussage „Sophie, du hast ja bereits 8 Aufgaben richtig gelöst“ besser gewesen. Derartige stressfreie Kommunikation sorgt dann auch für ein entspanntes Familienleben.

Tipp: Immer positive Sprache / Ansprache anwenden / verwenden.

Tipp: Immer sagen, was die Kinder genau tun sollen, nicht sagen, was sie nicht tun sollen.

Tipp: Ehrlich ansprechen, was positiv gelaufen/gewesen ist. Darüber Vertrauen und Zutrauen schaffen.

 

Als Dankeschön für den kostenfreien Lernvortrag ernte Herr Rennen einen riesigen Applaus von durchweg begeisterten Eltern. "Dieser Vortrag müsste jedes Jahr angeboten werden", so einige Eltern!

(BRO)