Herztransplantierter als Experte im Biologieunterricht

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Bild von links: Nick Weber, Lea Grothe, Fin-Luca Mailänder, Kim Bergmann, Luca Filusch, Hubert Knicker (Herztransplantierter), Julius Stork und Sema Yagci aus dem Wahlpflichtkurs 9 Biologie von Guido Broziewski Blomenkamp

Schon 1995, mit 37 Jahren, ereilte Hubert Knicker, von Beruf Krankenpfleger, eine Virusinfektion die eine schwere Herz-Muskel-Entzündung auslöste. Danach begann eine unendliche Leidensgeschichte bis ihm schließlich 2010, also 15 Jahre später, ein Spenderherz transplantiert wurde. Seit drei Jahren lebt er nun damit. Die Erlebnisse, Ängste, Nöte und sein Wissen über die Abläufe von Organtransplantationen vermittelte er jetzt den Schülerinnen und Schülern des Biologie-Wahlpflichtkurses 9. 

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Den Termin mit Hubert Knicker, der jetzt eine annähernd gleiche Lebenserwartung wie andere gesunde Menschen hat, hatte Biologielehrer Guido Broziewski Blomenkamp schon vor den jüngst erschienen Berichten zum drastischen Rückgang der Zahl der Organspender in Deutschland hergestellt. Gerade deshalb kam dem Besuch des sehr authentisch auftretenden Experten eine besondere Bedeutung zu.

„Wenn man sich vorstellt, das im Bundesland Bayern derzeit auf hunderttausend Einwohner nur 1 tatsächlicher Spender kommt, dann kann ich nur enttäuscht den Kopf schütteln“, so Broziewski Blomenkamp. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) kamen 2013 in Deutschland auf eine Million Menschen im Schnitt 10,9 Spender, im Vorjahr waren es noch 12,8 gewesen. Etwa 11.000 Menschen hoffen auf ein neues Organ, doch nur noch 876 Spender haben im vergangenen Jahr ein Organ zur Verfügung gestellt.

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„Häufig erkennt man die Not erst dann, wenn man selber betroffen ist“, so ergänzte Knicker, dem 2008 zunächst ein Kunstherz verpflanzt wurde. „Damals wollte ich eigentlich nur noch sterben und fragte immer, warum das so schwer ist“, berichtete der inzwischen 55jährige weiter über die wohl schlimmste Phase seiner Leidensgeschichte.

Nach überstandener Herztransplantation im Herzzentrum Bad Oeynhausen schwor er sich, sich in Zukunft mehr für das Thema Organspende einzusetzen. Er referiert in regelmäßigen Abständen in der Kurklinik Porta Westfalica. Auch schrieb er alle Schulen im Umkreis an und bot Aufklärungsveranstaltungen an. „Leider mit sehr wenig Resonanz. Viele Schulen haben nicht einmal auf meine Anfragen geantwortet“, so Knicker leicht resigniert. An der Realschule Bünde-Nord wurde er dagegen mit offenen Armen empfangen.

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Nach dem bewegenden Bericht über seinen Leidens- und Gesundungsweg entwickelte sich eine rege Diskussion mit den sichtlich beeindruckten Schülerinnen und Schülern der 9.Jahrgangstufe. Viele Fragen wurden gestellt und beantwortet.

„Warum mussten Sie denn so lange auf ein Spenderherz warten?“ wollte Fiona Wall aus der 9b wissen. „Zum einen fehlen natürlich extrem viele Spenderherzen, zum anderen unterlaufen Patienten, die auf der Hochdringlichkeitsliste stehen alle 8 Wochen eine Re-Evaluierung. Man schaut also, ob sich ihr Zustand verbessert hat. Ist das der Fall, wird der Kranke wieder aus der Kategorie hochdringlich ausgestuft. Damit erhält er dann auch keine Chance auf ein Spenderorgan. Er muss wieder warten“, erläuterte Knicker, dem das oft so erging.

Seine Motivation für die Aufklärungsarbeit begründet er ganz einfach: „Ich kann nur hiermit meinen Dank an meinem unbekannten Spender weitergeben und hoffen, dass ich den vielen noch Wartenden auf den Hochdringlichkeitslisten hierdurch helfen kann“.

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Folgerichtig hatte er reichlich Material dabei (diverse Infobroschüren, Filme und Organspendenausweise). „Diese werden in den kommenden Stunden im Unterricht eingesetzt, so dass sich die Jugendlichen auf der Grundlage guten Fachwissens ein eigenes und umfassendes Bild zum Thema Organspende machen können. Wir werden deshalb auch Kritiker und die Eltern der Schüler zum Thema hören. Nur so können die Schüler eine adäquate Entscheidung treffen. Entweder dafür oder dagegen“, verlautete Broziewski Blomenkamp zum Abschluss.

Er hofft, dass daraus ein fächerübergreifendes Projekt erwächst und dass die Fachschaft Biologie den Experten jetzt jährlich einlädt. Knicker hat bereits zugesagt – und das mit ganzem Herzen.

(Bro)