Sieben Ehrenamtler unterstützen zugezogene Kinder, die kaum oder kein Deutsch sprechen

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(v.l.) Kurt Röder, Corinna Westerfeld-Jägel, Ellen Koch, Barbara Hobohm, Ulrich Henze und Hans-Jürgen Schröder. Es fehlt auf dem Bild Angela Holstiege!

Wenn ausländische Familien mit schulpflichtigen Kindern in den Kreis Herford einreisen, werden sie beim Kommunalen Integrationszentrum (KI) gemeldet. Das KI verteilt diese Kinder auf Schulen, die noch freie Kapazitäten haben. Die Realschule Bünde-Nord ist eine davon. Hier gibt es zurzeit 22 oft geflohene oder immigrierte Kinder, die vom KI zugewiesen wurden. Sie kommen aus 10 Ländern, sprechen unterschiedliche Sprachen, sind unterschiedlich alt und auch ihre Kulturen sind mehr als vielfältig. Syrer, Iraker, Türken, Aserbaidschaner, Russen, Rumänen, Moldawier, Ungar, Thailänder und Italiener. Gemein haben sie: geringe oder gar keine Deutschkenntnisse.

„Aus der Not heraus“, wie Schulleiter Guido Broziewski Blomenkamp sagt, habe man im Dezemeber 2017 die Suche nach ehrenamtlichen Helfern begonnen. Mit Not meint er die Knappheit der Gelder, die der RS Bünde-Nord zur Verfügung gestellt wurden, um den Kindern Deutsch beizubringen. Die Suche nach Helfern verlief über Annoncen in der Zeitung und die Schulwebsite. Nach und nach meldeten sich pensionierte Lehrkräfte, Rentner und Elternteile. Mittlerweile geben sieben Ehrenamtliche den Schülern Deutschstunden in Einzel- oder Zweierbetreuung an der Realschule Bünde-Nord. Auch sie sind der Meinung, dass die Schüler mit geringen oder gar keinen Deutschkenntnissen gerade am Anfang mehr Unterstützung beim Deutsch lernen bräuchten. Zwar werden die Kinder zwölf Stunden in der Woche in speziellen Deutsch-Sprachfördergruppen unterrichtet, das reiche aber gerade am Anfang nicht aus.

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Denn nach zwei, spätestens 2,5 Jahren in der Sprachfördergruppe (organisiert durch Lehrkraft Frau Bandt) sollen die Kinder nach Gesetzeslage am regulären Unterricht teilnehmen. Genau wie die anderen Schüler. „Das ist eine Katastrophe“ sagt Barbara Hobohm, die jahrelang an der Volkshochschule Deutsch als Fremdsprache lehrte und nun eine der Ehrenamtlichen ist. So schnell könnten die Schüler das gar nicht schaffen, sagt sie. Denn die Sprache sei nicht das Einzige, was für die Schüler neu sei. Das fremde Land, die fremde Stadt und die neue Wohnsituation überfordere die Kinder. „Sie sind es nicht gewohnt, regelmäßig eine Schule zu besuchen, geschweige denn, dass Eltern ihre Kinder abmelden, wenn sie krank sind“, sagt Broziewski Blomenkamp. „Wir brauchen die Ehrenamtlichen, sonst schaffen wir das gar nicht!“

Auch Corinna Westerfeld-Jägel ist eine der Helferinnen. In der Eins-zu-zwei-Betreuung verbringt sie zwei Stunden in der Woche mit zwei Schülern aus Syrien. Ihre Muttersprache Arabisch spricht sie nicht. Aus ihrem Studium „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF) an der Universität Bielefeld kennt sie aber schon viele Methoden, wie sie die beiden trotzdem mit der deutschen Sprache vertraut machen kann. Zu Anfang ginge es um das Alphabet, die Personalpronomen, aber auch die Zahlen und Farben. Dann arbeite sie viel mit Bilderbüchern oder mache Spiele, in denen Begriffe Bildern zugeordnet werden müssen. „Dabei stelle ich mir immer vor, wie das für mich wäre, beispielsweise Arabisch zu lernen“, sagt Westerfeld-Jägel.

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Aber nicht alle der sechs Ehrenamtlichen sind darin studiert, zu unterrichten. Ellen Koch ist seit 2018 dabei und sagt: „Ich bin selbst vorher keine Lehrerin gewesen, aber man tastet sich da heran und mit der Zeit geht das dann auch immer besser.“

Schulleiter Broziewski Blomenkamp ist dankbar, denn „jede Form der Unterstützung ist wichtig, jede Form des Sprechens wertvoll.“  Denn „es geht um Lernerfolge, und deshalb ist es außergewöhnlich, was hier von den Ehrenamtlichen geleistet wird.“

(NW vom 1.4.19 - SARAH LINNERT / verändert BRO)