Macht und Mythos - Sowi-Kurs der 10. Klassen erfährt Hintergründe und Ursachen zum Ukrainekrieg

Im Rahmen von Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage, zeigte der Historiker Norbert Ellermann anhand von verschiedenen Mythen die Wirkungskraft für vergangene und heutige Konflikte und Kriege, insbesondere auf den gegenwärtigen Ukrainekrieg.

Die Schüler*innen des Sowi-Kurs 10 der RS Bünde-Nord hatten sich bereits im Unterricht mit ihrer Lehrerin Elke Schoenfelder auf den Workshop vorbereitet, in dem sie sich mit der Chronologie, der Perspektive Russlands und der Ukraine, der Rolle von NATO, EU und China und der politische und gesellschaftlichen Reaktionen Deutschlands auf den Ukrainekrieg auseinandersetzten.

Norbert Ellermann, der mehrmals sowohl in Russland als auch in die Ukraine die dortigen Erinnerungskulturen untersuchte, war es wichtig, den Schüler*innen zu verdeutlichen, welche Macht Volksmythen bis heute haben. Anhand von Texten und Bildern, die gemeinsam analysiert wurden, zeigte sich, dass Mythen immer als Kraftspender, als etwas Einigendes, als Mobilisierer und Stabilisierer verwendet werden. Mythen sind wie Glaubenssätze, die nicht hinterfragt werden, nicht differenzieren, nicht erklärt werden müssen und eindeutig sind. Norbert Ellermann machte den Jugendlichen ebenso deutlich, dass das Ziel von Mythen, gerade von nationalen Mythen, darin besteht, einerseits den Angriffswillen zu stärken und andererseits den Verteidigern Mut zu machen, weiterhin durchzuhalten und standhaft zu bleiben.

Am Ende des Workshops bedankte sich Leon Brant als Sprecher der Schülergruppe bei dem Moderator: „Dieser Workshop hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Ich sehe nun die Dinge klarer und verstehe, warum sowohl die russische Regierung so handelt wie sie jetzt eben handelt, als auch warum die ukrainische Regierung so handelt. Die Geschichte und damit die einhergehende Denkweise der beiden Staaten bzw. ihrer Einwohner waren wirklich interessant und haben gezeigt, wie sich vergangene Ereignisse auf die aktuelle Politik, wenn auch nur indirekt, auswirken können. Wie wichtig ein Mythos für einen Staat und dessen Bewohner ist, wurde mir erst durch diesen Workshop so richtig klar.“

Der Historiker war angetan von der Offenheit und Gesprächsbereitschaft der Schüler*innen, die über ihre eigenen Familiengeschichten zum Thema berichteten. Norbert Ellermann gab den jungen Menschen mit auf den Weg: „Um bereits heute mit allen Beteiligten eine friedliche Zukunft zu gestalten, ist es notwendig, immer einen Blick zurück in eine oft „böse“ Vergangenheit zu werfen. Seid wachsam und kritisch gegenüber einfachen Lösungen in einer komplizierten Welt, die oft in den sozialen Medien verbreitet werden. Besser mehrmals hinschauen und nachfragen, als bedingungslos etwas zu glauben und zu übernehmen.“

(Text: SCH / Fotos: BRO / Gestaltung: MUL)