Sowi-Kurse 8, 9 und 10 unterwegs nach Düsseldorf
Am Mittwoch, den 29.03.23, fuhren die Schüler*innen der Differenzierungskurse Sozialwissenschaften der Klassen 8, 9 und 10 zusammen mit ihren Lehrer*innen Frau Schoenfelder, Frau Vrajolli, Herrn Chaudhry und den FSJ-ler Herrn Mohrmann nach Düsseldorf in den Landtag. Die folgenden Bilder sollen einen ersten Eindruck vermitteln, wie erfolgreich die Fahrt verlief. Vielen Dank an Frau Schoenfelder für den folgenden Bericht und auch an Herrn Chaudhry für die bildhaften Eindrücke.
Wir leben in Deutschland in einer Demokratie. Das klingt so selbstverständlich, dass viele von uns schon gar nicht mehr fragen, was eine demokratische Gesellschaft ausmacht. Damit eine Demokratie im Alltag funktioniert, müssen jedoch viele Gruppen zusammenarbeiten und gemeinsam Verantwortung tragen. Dabei spielen Politiker*innen und Parteien eine wichtige Rolle, denn von ihnen wird im Landtag über vieles entschieden, was uns in NRW, in OWL und natürlich in unserer Kommune betrifft.
Um Einblicke in die Arbeitsweise von Abgeordneten und Informationen zur Funktion und Wirkungsweise des Landtags aus erster Hand zu erhalten, besuchten 45 Schülerinnen und Schüler (Sowi-Kurse 8, 9 und 10) mit ihren begleitenden Lehrkräften Ali Chaudhry, Elke Schoenfelder und Jasmina Vrajolli den Düsseldorfer Landtag, dessen verschachtelte und offene Bauweise die Offenheit und die Komplexität der Demokratie symbolisieren soll.
Nach dem Sicherheitscheck erfolgte eine allgemeine Einführung zur Parlamentsarbeit. Dabei tauchte Schülersprecher Leon Brant in die Welt eines jungen Politikers ein. So konnten die Jugendlichen verständlich und nachvollziehbar die Voraussetzungen für eine aktive Teilnahme am Politikgeschehen erleben. Es wurde auch erwähnt, dass 70 Prozent der Landtagsabgeordneten direkt gewählt sind und ihre sitzungsfreie Zeit in den jeweiligen Wahlkreisen verbringen. Hier besuchen sie u.a. Schulen, Betriebe und soziale Einrichtungen, stehen also in direktem Austausch mit ihren Bürgern. Im Vergleich zu früheren Zeiten dienen die Plenarsitzungen heute der Öffentlichkeitsarbeit: Sie sind das Schaufenster, in den Werkstätten – den Fachausschüssen – wird alles bis ins Detail erarbeitet. Heute sitzen überwiegend Jurist*innen, Lehrer*innen, Freiberufler*innen und Selbstständige im Landtag, weil sie über einen Teil ihrer Freizeit selbst bestimmen können.
Anschließend konnte die Gruppe von der Zuschauerbühne des Plenarsaals die Positionen der verschiedenen im Landtag vertretenen Parteien zu den Themen: marode Infrastruktur (Brücken, Staus) und grenzüberschreitender Katastrophenschutz, eine Stunde lang verfolgen. Dabei entdeckten die Schüler*innen einige bekannte Gesichter, z.B. unseren NRW- Innenminister Herbert Reul von der CDU sowie Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW (Bündnis 90/die Grünen) auf der Regierungsbank.
Auch das Gebäude des Landtages wurde von Schüler*innen und Lehrer*innen besichtigt und wahrgenommen. Zudem konnten die Schüler*innen ihre Erkenntnisse und Gedanken in einen Buch eintragen.
Nach einer kurzen Stärkung mit Getränken und Kuchen im Besucherrestaurant – dort konnte die Gruppe im Vorbeigehen unseren Ministerpräsidenten Hendrik Wüst begrüßen - folgte nun ein persönliches Gespräch mit Christina Weng (MdL Wahlkreis Minden-Lübbecke II, SPD) und Christian Obrok (MdL Wahlkreis Herford II-Minden-Lübbecke III, SPD).
Die Schüler*innen hatten viele Fragen mitgebracht, z. B. Was braucht eine gut funktionierende Demokratie? Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollten Politiker*innen mitbringen? Was sind unsere dringlichsten Probleme in NRW und in der Kommune vor Ort? Wie versuchen Sie, Jugendliche für Politik zu interessieren? Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrer Arbeit als Abgeordneter? Haben Sie sich schon als Schüler für Politik interessiert? Haben Sie Kontakt zu jungen Leuten? Was tun Sie für deren Interessen?
Beiden Landtagsabgeordneten gelang es, verständliche und schülernahe Antworten zu geben. Dabei erfuhren die Jugendlichen die persönlichen Beweggründe und Ziele für das politische Engagement der beiden SPD-Politiker. So erfuhren die Schüler*innen von Christina Wenig, dass Beharrlichkeit, Angstfreiheit, Wahrhaftigkeit und Authentizität wichtige Politikereigenschafen sind. Für Christian Obrok sollte ein Politiker ein dickes Fell haben und vor allem sollte er oder sie Menschen mögen. Dies mache vieles leichter. „Wir machen schließlich Politik für Menschen, sind die Stimme für die, die nicht so laut sind.“ Als Mitglied des Wirtschafts-, Medien- und Energieausschusses macht Christian Obrok unmissverständlich klar: „Von diesem Planeten soll auch noch für nachfolgende Generationen etwas übrigbleiben. Der Klimawandel ist bei uns angekommen. Ich will mithelfen - gerade in OWL – den Transformationsprozess voranzutreiben. Die Energiewende hängt unmittelbar mit gut bezahlten Jobs zusammen. Deshalb sollen weltweit agierenden Unternehmen wie Hettich, Miele und Häcker weiterhin ihren Standort in der Region attraktiv finden und hier ansässig bleiben.“ Christina Weng, Mitglied des Petitionsausschusses, hält es für absolut wichtig, dass wir Bürgerinnen und Bürger unsere Anliegen, Wünsche und Kritiken in Petitionen zum Ausdruck bringen. Ebenso engagiert sie sich für die Abschaffung der Privatisierung im Gesundheitswesen. „Solche Momente wie die heutige Begegnung mit euch führen dazu, gefühlte Distanzen zu überwinden. Miteinander reden ist ganz wichtig. Deshalb mache ich auch regelmäßig Haustürbesuche in meinem Wahlkreis. Dabei verschaffe ich mir Gehör und erfahre, wo der Schuh drückt. Diese Informationen nehme ich mit in meinen parlamentarischen Alltag“, erklärt Obrok und appelliert an die jungen Menschen, sich für Veränderungen zu engagieren, es ging schließlich um ihre Zukunft. Um unsere Demokratie zu stärken, sei politische Bildung notwendig und wichtig. „Gut funktionierende Demokratie bedeutet, sich einzumischen. Man muss sich einfach von seinem Sofa erheben, auf dem Platz agieren oder wenigstens zur Wahl gehen.“
In ihrer Danksagung äußerte Lehrerin Elke Schoenfelder, dass ihr heute noch einmal sehr deutlich geworden sei, wie wichtig die Demokratie sei. Passivität hingegen (im Sinne von „Ich kann doch sowieso nichts machen“) kann in einer echten Demokratie nicht die Maxime für unser Handeln sein.
Schüler Enis Deniz betonte, die Exkursion sei für ihn als politisch interessierten Schüler sehr erkenntnisreich gewesen, da er an einem authentischen Ort der Demokratie Einblicke in parlamentarische Prozesse erhalten habe. „Die Tagesexkursion nach Düsseldorf war wirklich interessant. Ich war zum ersten Mal im Landtag, habe Politiker live erlebt und konnte persönlich mit unserem Landtagsabgeordneten sprechen“, sagte Schülerin Joline Seibel in einer Feedbackrunde. Am Ende bedankte sich Schülersprecher Leon Brant für die Einladung, die Gespräche und erkenntnisreichen Informationen.
Anschließend erkundeten die Gruppe gemeinsam die Top-Highlight unserer Landeshauptstadt: den Rheinturm, der mit seinen 234 m das höchste Gebäude der Stadt ist, und den vom amerikanischen Architekten Frank O. Gehry entworfenen Neuen Zollhof im Medienhafen. Kippende Wände, windschiefe Türme, im Mauerwerk verkantete Fenster. Weiter ging es entlang der Rheinuferpromenade in die quirlige Altstadt bis zur Königsallee, der edelsten und weltberühmten Straße Düsseldorfs.
(Fotos: CHA /Text: SCH / Gestaltung: MUL)