Erinnerung bewahren
An unserer Schule stellt die Förderung von Toleranz, Respekt und Zivilcourage einen wichtigen Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit dar. In diesem Sinne führten alle Sechstklässler im November erstmalig einen Projekttag durch, welcher sich der Bewahrung und Weitergabe der Geschichten von Holocaust-Überlebenden widmete.
Katharina Müller-Spirawski im Sitzkreis mit SuS der Klasse 6d während Erklärungen zum Thema Konzentrationslager.
Bild: Anabell Schmidt, Janika Schwarz, Jana Gelt, Sanja Schuster, Sofia Rot und Jan-Erik Storck (alle 6c).
Geleitet wurden die fünfstündigen Workshops u.a. von Katharina Müller-Spirawski, die im Vorfeld der Veranstaltung auch ausführlich über den Verein und seine Arbeit informierte.
„Zweitzeugen e.V. arbeitet seit 14 Jahren in allen Schulformen und dokumentiert Lebensgeschichten des Holocaust, um sie nachfolgenden Generationen als Zeugen der Zeitzeugen – als Zweitzeugen – weiterzuerzählen. Sie berichten von eindrucksvollen und mutigen Geschichten, wenn die Zeitzeugen es selbst nicht (mehr) können. Die Didaktik ist dabei an das Alter der Kinder und Jugendlichen angepasst, so dass Schüler*innen ab dem zehnten Lebensjahr anhand der (Über)lebensgeschichten für das Thema Antisemitismus und Diskriminierung sensibilisiert werden“, so Müller-Spirawski.
Organisierende Klassenlehrerin der 6d, Franziska Rendler, ergänzt: „Der Begriff Zweitzeugen beschreibt Menschen, die die Berichte von Holocaust-Überlebenden hören, verstehen und diese weitergeben, um sie in die Welt hinauszutragen. Ziel ist es, die Erinnerung an die Schrecken des Holocausts wachzuhalten und gerade auch junge Menschen zu ermutigen, aktiv gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung einzutreten“.
1. Phase: Dazu wurden mit den Kindern zunächst deren Vorwissen zum Thema Holocaust und Nationalsozialismus gesammelt und geordnet.
Sammlung und Ordnung von Vorwissen zum Thema Holocaust
2. Phase: Danach folgte die Methode „Ein ganz normaler Tag“. Tiffany Mirau aus der 6b berichtete dazu: „Ich fand diese Projektphase sehr interessant, denn nun weiß ich mehr über antijüdische Gesetze und wie sie sich auf die Kinder ausgewirkt haben“.
3. Phase: Mia Knickmeier aus der 6b fand indes die Lebens- und Leidensgeschichte des Zeitzeugen Siegmund Pluznik besonders eindrucksvoll, die sich als dritte Phase anschloss.
4. Phase: Abschließend erfolgte noch der Übertrag der Erkenntnisse ins Heute. Sichtlich beeindruckte Kinder der Jahrgangstufe 6 erzählten an dem Tag sicherlich viel Zuhause.
Workshopbegleiter Berces Akcay und Leiterin Katharina Müller-Spirawski.
Als Teil des „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“-Netzwerks ist die Zusammenarbeit der Realschule Bünde-Nord mit Zweitzeugen e.V. eine wertvolle Ergänzung des Engagements der Schule in diesem Bereich. „Wir verstehen die Erinnerungskultur als einen aktiven Prozess, der nicht nur die Vergangenheit bewahrt, sondern Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft schafft“, verdeutlicht Lehrer Daniel Usling. „Die Arbeit des Vereins zeigt eindrucksvoll, wie persönliche Geschichten bei den Kindern Empathie wecken und Veränderungen anstoßen können“.
Mit den neu ausgebildeten Zweitzeugen setzt die Realschule Bünde-Nord in der Schulgemeinschaft ein klares Zeichen: „Wir stehen geschlossen gegen jede Form von Ungleichheit, Hass und Diskriminierung. Gemeinsam möchten wir unsere Schüler*innen und dazu befähigen, Haltung zu zeigen und für eine gerechtere Welt einzutreten“, so Schulleiter Guido Broziewski Blomenkamp. Er bedankt sich auch außerordentlich bei der Sparkassenstiftung des Kreises Herford, die seit 2024 dieses Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche fördert.
(Text: REN u. BRO / Bilder KL 6)