Lea macht freiwillig Hausaufgaben
Das macht die Jugend (2): Lea Frost hat durch ihre ehrenamtliche Arbeit viele Ersatzgeschwister gefunden. Sie hilft im Kinderschutzbund bei den Schularbeiten und gibt an der Realschule Bünde-Nord Nachhilfe.
Als sie durch die Eingangstür kommt, fliegen ihr die Jungs und Mädchen geradezu entgegen und wollen umarmt werden. Lea Frost hilft seit dem vergangenen Herbst im Bünder Kinderschutzbund jeden Donnerstag für zwei Stunden Grundschülern bei den Hausaufgaben. "Die Kinder merken schnell, ob man sie ernst nimmt oder nicht und dementsprechend behandeln sie einen", sagt die 17-Jährige. "Ich habe mich ihnen gleich vorgestellt und alle mit eingebunden." Seit ihrem ersten Probetag beim Kinderschutzbund fühlt sie sich als respektierter Teil des Betreuungsteams. "Es ist toll, dass mich alle sofort aufgenommen haben", freut sie sich.
»Ich bin nicht der Typ Mensch, der nur vor dem Fernseher sitzt« Die Hausaufgabenbetreuung findet von Montag bis Donnerstag in den Räumen des Kinderschutzbundes statt. Die Fachkräfte werden seit mehreren Jahren von Zehntklässler der Realschule Bünde-Nord im Rahmen des Projekts "Jugendliche unterstützen Grundschüler" unterstützt. In diesem Schuljahr helfen sechs Schüler freiwillig mit aus. Vor Ort wird die Arbeit durch die Mitarbeiterin des Kinderschutzbundes, Bettina Meißner, betreut. Das Projekt endet nach erfolgreichem Abschluss mit der Vergabe eines Zertifikates, das mit dem Abschlusszeugnis ausgehändigt wird.
"Wenn die Hausaufgaben erledigt sind, spielen wir Gesellschaftsspiele oder Verstecken", erklärt Lea ihre Tätigkeit. "Mit Kindern, die noch nicht so gut lesen können, setze ich mich aber auch mal alleine hin und wir lesen zusammen."
Die Realschülerin ist mit vielen Kindern aufgewachsen. Ihre Großmutter war erst Tages- und dann Pflegemutter und so musste Lea früh lernen, sich durchzusetzen. "Die Kinder hier müssen einen als Respektsperson sehen, sonst geht man unter", erklärt sie. "Wenn zum Beispiel ein Kind ein anderes ärgert, erkläre ich ihm, dass es das umgekehrt ja auch nicht so gern hätte. Das Wichtigste ist, dass man selber ruhig bleibt."
Durchgreifen müsse sie aber bei den Grundschülern eher selten. Öfter käme das bei den Schülern ihres Nachhilfeunterrichts vor. Zwei Tage pro Woche gibt Lea an ihrer Schule Fünft- und Sechstklässlern Nachhilfe. "Ich bin nicht der Typ Mensch, der nur vor dem Fernseher sitzt", sagt Lea. "Ich nutze die Zeit lieber sinnvoll und verbringe sie mit den Kindern."
Ein Junge aus ihrem Nachhilfeunterricht kommt sogar nach der Schule zu ihr. Sie führen dann Leas Hund zusammen aus. "Vor Kurzem hat er mich gefragt, ob er seine kleine Schwester mitbringen kann. Sie ist zwei oder drei Jahre alt. Wir gehen jetzt immer zu dritt Gassi", erzählt Lea und strahlt über das ganze Gesicht. "Ich kann es nicht genau erklären, aber ihr Lächeln und ihre Freude gehen mir nahe."
Lea hat vier kleine Geschwister, mit denen sie aber nicht zusammen lebt. Durch ihre ehrenamtliche Arbeit sieht sie jede Woche die gleichen Kinder wieder. "Irgendwie sind das meiner Ersatzgeschwister geworden" sagt sie.
In diesem Sommer beendet Lea die Schule mit dem Realschulabschluss. Sie möchte dann auf einer Berufsschule etwas im sozialen Bereich machen. "Eigentlich wollte ich immer in den Gesundheitsbereich. Durch meine ehrenamtliche Arbeit kann ich es mir jetzt aber auch vorstellen, Erzieherin zu werden."
Trotz des Schulwechsels hofft Lea, dass sie noch genug Zeit hat, um auch nach dem Ende der AG ihre kleinen Freunde weiterhin besuchen zu können.
(Von Jemima Wittig - NW vom 3.3.18 / BRO)