Politik erleben – Demokratie-Werkstatt Berlin begeistert Schülerinnen und Schüler der Realschule Bünde-Nord

Interessierte Schüler*innen des 10. Jahrgangs unterschiedlicher Schulformen der Kreise Herford und Minden-Lübbecke und ihre begleitenden Lehrkräfte führten in Kooperation mit der Stätte der Begegnung eine viertägige Bildungsreise nach Berlin durch. Unter dem Motto „Von der Basisinitiative bis Bellevue – Politik erleben“ hatten die Teilnehmer*innen die einzigartige Gelegenheit, gemeinsam die politische Landschaft der Hauptstadt zu erkunden. Das Programm bot spannende Einblicke in die politische Arbeit im und außerhalb des Parlamentes sowie in die vielfältige Kultur- und Musikszene Berlins.

Nach einer Einführung in die Geschichte des Reichstagsgebäudes und der Arbeit des Bundestages hatte die Gruppe Gelegenheit, eine Stunde lang mit Jan Henning, dem wissenschaftlichen Mitarbeiter von MdB Stefan Schwartze (SPD) über aktuelle politische Themen zu diskutieren und Fragen zu stellen. Diese Begegnung ermöglichte es den Jugendlichen, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und ihre politische Bildung zu vertiefen. Anschließend genossen die Teilnehmer*innen ein gemeinsames Essen im Paul-Löbe-Haus, bei dem sie sich über ihre Eindrücke und Erfahrungen austauschen konnten. „An den Plätzen der Geschichte und Politik zu sein, macht vieles klarer. Politik kommt plötzlich interessanter und realer herüber. Als ich auf der Zuschauertribüne des Bundestages saß, die ich bislang nur aus dem Fernsehen kannte, fühlte ich mich gut und ernst genommen“, sagte Schüler Enis-Cem Deniz.


Da Politik nicht nur im Parlamentssaal, sondern auch auf der Straße stattfindet, begann der zweite Tag mit einer Stadtführung durch das „wilde Kreuzberg“, um die faszinierende soziale und ökonomische Entwicklung dieses häufig durch Negativbilder geprägten Berliner Stadtteils zu erkunden. Die Führung bot den Teilnehmer*innen einen sehr guten Einblick in die Geschichte, die politische Bedeutung und die kulturelle Vielfalt von Kreuzberg seit den 80er Jahren bis heute. So konnte die Gruppe hautnah erleben, wie sich Kreuzberg im Laufe der Zeit verändert hat und wie Menschen sich für ihre Rechte und ihre Vision einer gerechteren Gesellschaft einsetzen. Die beeindruckenden Graffiti-Werke der Crews 1UP und Berlin Kids zeigten den Schüler*innen, wie Kunst als Ausdrucksmittel politischer Botschaften genutzt werden kann. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Stadtteil-Erkundung war die starke Politisierung Kreuzbergs. So erfuhren die Teilnehmer*innen, wie und warum politische Bewegungen und soziale Initiativen in Kreuzberg entstanden sind und wie sie den Kiez geprägt haben. Bewegend waren die erzählten Geschichten über engagierte Menschen, die sich für ihre Rechte und für eine gerechtere Gesellschaft einsetzten und Kreuzberg zu einem Symbol des politischen Engagements gemacht haben. „Diese Stadtführung kann dazu beitragen, dass wir ein tieferes Verständnis für die soziale und politische Realität in Kreuzberg sowie dem Wechselspiel von Politik und Zivilgesellschaft entwickeln. Die Schülerinnen und Schüler werden die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen mit in ihre eigene Lebenswelt nehmen und vielleicht sogar selbst zu kreativen und engagierten Akteuren in unserer Gesellschaft werden“, erklärte Lehrerin Elke Schoenfelder.

Im Anschluss daran suchten die Schüler*innen der Realschule Bünde-Nord unterschiedliche Plätze in Berlin auf und führten Interviews mit zufällig ausgewählten Personen durch. So erfuhren sie in ihren Gesprächen mit drei Lehrerinnen aus London, dass sie begeistert seien von den historischen Gebäuden Berlins mit ihren spannenden Geschichten. „Berlin in one word: efficient!“ Ein gebürtiger Ostberliner, der mit dreizehn Jahren den Mauerbau erlebte, berichtete über seine Erlebnisse rund um die Teilung Berlins und zeigte der Bünder Gruppe - entlang der Wilhelmstraße - interessante Schauplätze. In Fotocollagen hielten die Schüler*innen ihre Eindrücke und Empfindungen fest.

Den Abschluss der Fahrt bildete ein Besuch im Gebäude des Bundesrates sowie ein Demokratieplanspiel, in welchem die Schüler*innen in einer simulierten Sitzung die Möglichkeit hatten, aktuelle Themen zu diskutieren und Lösungsansätze für zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen zu erarbeiten. Im Fokus der Simulation stand die kontroverse Frage der Absenkung des Alters für den vollwertigen Führerschein auf 16 Jahre. Die Schüler*innen entwickelten als Vertreter der sechszehn Bundesländer ihre Standpunkte, tauschten sich intensiv untereinander aus und versuchten anschließend am Rednerpult, ihre Meinung überzeugend zu vertreten. Elke Schoenfelder war begeistert von dem hohen Maß an Engagement ihrer Schülerinnen und Schüler: „Ihr habt die verschiedenen Aspekte der Thematik analysiert und die Auswirkungen einer möglichen Absenkung des Führerscheinalters erörtert. Dabei habt ihr sowohl Sicherheitsbedenken als auch die Mobilität und Unabhängigkeit junger Menschen diskutiert und eure ganz persönlichen Erfahrungen, Meinungen und Ideen in die Debatte eingebracht.“

„Die Demokratiewerkstatt Berlin war für mich als politisch interessierter Schüler ein voller Erfolg. Ich konnte mein Wissen erweitern, in die Arbeit unserer Volksvertreter eintauchen und kehre mit einem gestärkten Gemeinschaftsgefühl und unvergesslichen Erinnerungen nach Bünde zurück“, sagte Schülersprecher Leon Brant in einem Feedback.

 

Bildergalerie:

Auch eine Pause muss sein!

Berlin und seine kulturellen Besonderheiten waren auch ein Programmpunkt.

Alle zusammen hatten viel Freude!

Ein Ostberliner erklärt Berliner Geschichte!

Toll, was aus einer Zufallsbekanntschaft erwachsen kann!

Eine ereignisreiche und lehrreiche Fahrt!

(Text und Fotos: SCH / Gestaltung MUL)