„Mit Herz und Verstand“ - Klasse 8d setzt sich intensiv mit dem Thema Obdachlosigkeit auseinander
Am 27. Mai 2025 hatten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8d unserer Schule die Gelegenheit, Menschen aus der Praxis im Rahmen ihres Deutschunterrichts willkommen zu heißen: Frau Luttmann (Diakoniestiftung Herford) und Frau Westphal (Diakonisches Werk im Kirchenkreis Herford) sowie Frau Buettner (Gleichstellungsbeauftragte Stadt Bünde). Im Fokus des Besuches stand das Thema Obdachlosigkeit, welches die Jugendlichen im Vorfeld intensiv im Zusammenhang mit der Lektüre „Sackgasse Freiheit – Aus dem Leben eines Straßenkindes“ von Jana Frey behandelt hatten.
Die Lesung des Buches, das die Lebensrealität von Straßenkindern in Deutschland thematisiert, regte die Schülerinnen und Schüler dazu an, sich mit den Ursachen und Folgen von Obdachlosigkeit auseinanderzusetzen. In einer spannenden und offenen Diskussion hatte die Klasse die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen und ihre Gedanken zu teilen.
Die Expertinnen waren beeindruckt von dem Engagement und dem Interesse der Jugendlichen. Sie beantworteten ihre Fragen zu den sozialen und wirtschaftlichen Ursachen von Obdachlosigkeit und erläuterten, welche Herausforderungen betroffene Menschen in ihrem Alltag bewältigen müssen. Zudem informierten sie die Schülerinnen und Schüler über die verschiedenen Hilfsangebote und Projekte, die in der Stadt Bünde und im Kreis Herford existieren, um obdachlosen bzw. wohnungslosen Menschen zu helfen.
Dabei wurde deutlich, dass sich die Situation von Wohnungslosen in den letzten 10 Jahren aufgrund des Wohnungsmangels und der hohen Mieten stark verändert hat. Die Gefahr - trotz gutem Verdienst - in deutschen Städten wohnungslos zu werden, nimmt deutlich zu. In Bünde hat das Sozialamt zurzeit drei männliche Personen zwischen 30 und 50 Jahren in einer städtischen Unterkunft für Obdachlose untergebracht. Sie erhalten Bürgergeld vom Jobcenter. Für Jugendliche (14 bis 17 Jahre), die u.a. von Obdachlosigkeit bedroht sind, gibt es in Herford das „Nachtlager“, ein Hilfe-auf-Zeit-Angebot der Evangelischen Jugendhilfe Schweicheln, die „einen Notschlafplatz mit Basisversorgung (warme Mahlzeit, saubere Wäsche, medizinische Versorgung) bietet, nur zeitlich begrenzte (1/2 Jahr) Interims-Lösungen bereitstellt, um die eigene Handlungsmotivation zu wecken, auf „fürsorgliche Belagerung“ bewusst verzichtet, um Selbstwahrnehmung und eigene Lösungskompetenzen der Jugendlichen zu aktivieren und gelungene Hilfeplangespräche mit allen Beteiligten zum Ziel hat. Das Nachtlager öffnet werktags um 18 Uhr. Der Jugendliche muss bis 22 Uhr im Haus sein und es morgens um 8.00 Uhr wieder verlassen. Am Wochenende ist das Nachtlager um 18 Uhr geöffnet. Der Jugendliche muss bis 24 Uhr im Haus sein und es um 10.00 Uhr wieder verlassen. Security-Personal überwacht morgens präventiv das pünktliche Verlassen des Nachtlagers“, berichtete Frau Buettner.
„Es war sehr aufschlussreich zu erfahren, wie vielfältig die Gründe für Obdachlosigkeit sind und was wir tun können, um zu helfen“, berichteten Greta, Lea und Mette Marit. „Ich habe viel über die Realität gelernt, die einige Menschen in unserem Land erleben müssen“, sagte Mats. „Durch die anschaulichen Beispiele können wir uns jetzt besser in die Lage von Obdachlosen versetzen. Wir finden es gut, dass es für Obdachlose in Bünde und Herford an bestimmten Stellen Briefkästen gibt, damit sie z. B. mit der Bundesagentur für Arbeit in Kontakt bleiben können“, äußerten Lennox, Ian, Maxim und Rosland.
Die Veranstaltung war eine sinnvolle Ergänzung zum Unterricht. „Um gesellschaftliche Themen greifbarer zu machen und Empathie zu fördern, ist der heutige Besuch eine gute Gelegenheit für die Schülerinnen und Schüler, mit Menschen aus der Praxis zu sprechen, die sich tagtäglich mit den Lebensumständen von Frauen und Männern auseinandersetzen, die mit Armut, Einsamkeit und Schutzlosigkeit konfrontiert sind“, betonte Deutschlehrerin Elke Schoenfelder. „Solche Veranstaltungen können auch dazu beitragen, das soziale Engagement der Jugendlichen zu fördern und das Bewusstsein für gesellschaftliche Themen an unserer Schule zu stärken, z. B. durch Spendenaktionen. Schülerinnen und Schüler könnten Kleiderspenden organisieren, um warme Kleidung und Schuhe für obdachlose Menschen zu sammeln und an lokale Einrichtungen zu spenden oder durch Kuchenverkauf an Hilfsorganisationen spenden, die sich für Straßenkinder einsetzen wie die Off Road Kids Stiftung oder das Kinder- und Jugendhaus Bolle des Vereins Straßenkinder e.V.. Es könnten auch Workshops oder Informationsabende an unserer Schule organisiert werden, um das Thema Obdachlosigkeit zu thematisieren und aufzuklären.
(Fotos und Text: SCH / Gestaltung: MUL)